Eine ältere Frau gießt mit einem Gartenschlauch eine Anzuchtschale mit Erde in einem Gewächshaus oder einer Gärtnerei. Sie trägt eine warme Weste über einem karierten Hemd sowie Gartenhandschuhe. Im Hintergrund kümmert sich ein älterer Mann um Pflanzen in Töpfen. Die Umgebung ist geprägt von Holzregalen, Pflanzgefäßen und Arbeitsmaterialien, was eine engagierte, gemeinschaftliche Atmosphäre der Gartenarbeit vermittelt.

Ehrenamt im Alter fördern: Wie Organisationen Senior:innen gezielt einbinden können

Das Ehrenamt spielt eine zentrale Rolle in unserer Gesellschaft und bietet Menschen jeden Alters die Möglichkeit, sich sinnvoll zu engagieren. Gerade Senior:innen bringen dabei oft einen reichen Erfahrungsschatz, vielfältige Kompetenzen und ausgeprägte soziale Fähigkeiten mit. In diesem Artikel geht es darum, wie Organisationen ältere Ehrenamtliche erfolgreich ansprechen, einbinden und langfristig binden können, ohne dabei auf veraltete Klischees über das Alter zurückzugreifen.

 

Warum Ehrenamt im Alter?

Vielen älteren Menschen ist es wichtig, weiterhin einen aktiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Sie möchten ihre Kenntnisse und Erfahrungen einbringen, neue Kontakte knüpfen und geistig beweglich bleiben. Gleichzeitig profitieren Organisationen von diesem Engagement: Senior:innen können durch ihre Lebens- und Berufserfahrung sehr gezielt unterstützen und bieten oft wertvolle Impulse, die den Blick auf bestimmte Themen erweitern. Kurz gesagt: Eine gelungene Einbindung älterer Ehrenamtlicher schafft eine Win-win-Situation, in der alle Seiten profitieren.

 

Erfolgreiche Strategien zur Ansprache älterer Ehrenamtlicher

Um ältere Menschen für ehrenamtliche Tätigkeiten zu gewinnen, ist eine gezielte Ansprache erforderlich, die ihre individuellen Bedürfnisse und Potenziale berücksichtigt. Wir haben hier einige Punkte zusammengefasst, die Ihnen dabei helfen können, gezielt ältere Menschen zu erreichen:

 

Zielgruppenorientierte Kommunikation

  • Individuelle Interessen und Bedürfnisse hervorheben: Anstelle allgemeiner Aufrufe bietet es sich an, Themenfelder zu benennen, die für ältere Menschen besonders interessant sein könnten, beispielsweise Mentoring-Projekte, kulturelle Angebote, Bildungs- oder Freizeitbereiche. Es ist wichtig, dabei nicht zu pauschalisieren, sondern vielfältige Möglichkeiten aufzuzeigen.
  • Persönliche, direkte Ansprache: Für viele Senior:innen ist der direkte Kontakt wertvoller als eine rein digitale Ansprache. Lokale Zeitungen, Seniorentreffs, Kirchen, Volkshochschulen oder auch Seniorengruppen in Vereinen eignen sich hervorragend, um persönlich ins Gespräch zu kommen. Kooperationen mit diesen Anlaufstellen können die Reichweite deutlich erhöhen.
  • Informations- und Kennenlernveranstaltungen: Regelmäßige Treffen oder Infoabende vermitteln nicht nur konkrete Einblicke in das Ehrenamt, sondern helfen auch, Berührungsängste abzubauen. Offene Gesprächsrunden ermöglichen einen direkten Austausch und zeigen potenziellen Ehrenamtlichen, dass ihr Engagement wertgeschätzt wird und sie aktiv mitgestalten können.
  • Mund-zu-Mund-Propaganda nutzen: Bestehende Ehrenamtliche oder Multiplikator:innen, die bereits in Kontakt mit älteren Zielgruppen stehen, sind oft die glaubwürdigsten Botschafter:innen. Ein persönlicher Hinweis „Ich mache das auch, komm doch mal vorbei!“ wirkt häufig stärker als jede Zeitungsannonce.

 

Flexible Einsatzmöglichkeiten schaffen

  • Kurzfristige, projektbezogene Engagements: Nicht jede:r möchte oder kann sich langfristig binden. Gleichzeitig sind viele Senior:innen sehr aktiv und haben ihre eigenen Projekte oder familiären Aufgaben. Angebote für temporäre Einsätze, wie zum Beispiel die Mithilfe bei Veranstaltungen oder in zeitlich befristeten Projekten, senken die Einstiegshürde.
  • Tandem-Projekte und generationsübergreifende Teams: Wer nicht allein tätig sein möchte, findet in Tandems mit Jüngeren neue Anreize. Diese Form des Engagements fördert das gegenseitige Lernen und öffnet Raum für spannende Perspektivwechsel.
  • Gesundheitliche und persönliche Umstände berücksichtigen: Nicht alle Senior:innen sind gleichermaßen mobil oder zeitlich flexibel. Aufgaben, die von zu Hause aus erledigt werden können (beispielsweise in der Öffentlichkeitsarbeit, der Verwaltung oder telefonischen Beratung), können eine gute Alternative darstellen. So wird Inklusion ermöglicht, ohne dass man dabei von vornherein gesundheitliche Einschränkungen unterstellt.

 

Klare Strukturen und Begleitung bieten

  • Ein strukturiertes Einführungsprogramm für die erste Zeit und eine Begleitung durch Mentoren oder Koordinator:innen erleichtern den Einstieg und sorgen dafür, dass sich ehrenamtliche Senior:innen gut aufgehoben fühlen.
  • Fortbildungen und Austauschmöglichkeiten mit anderen Freiwilligen können die Motivation und Zufriedenheit steigern. Gerade die Möglichkeit, sich selbst weiterzuentwickeln und mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, sind für viele Senior:innen zentrale Beweggründe, sich ehrenamtlich zu engagieren. Durch regelmäßige Lernangebote und gemeinsame Treffen können sie ihre Fähigkeiten ausbauen und gleichzeitig wertvolle soziale Bindungen aufbauen.
  • Viele Organisationen setzen auf digitale Tools zur Organisation des Ehrenamts, was für einige Senior:innen eine Herausforderung darstellen kann, insbesondere wenn sie wenig Erfahrung mit digitalen Anwendungen haben oder persönliche Kommunikation bevorzugen. Schulungen zum Thema und alternative Kommunikationswege (z. B. telefonische Absprachen oder persönliche Treffen) können helfen, die Nutzung digitaler Tools zu erleichtern und gleichzeitig verschiedene Zugangswege offen zu halten.

 

Herausforderungen und Lösungsansätze

Trotz vieler Vorteile kann die Einbindung älterer Ehrenamtlicher vor verschiedenen Hürden stehen. Ein bewusster Umgang mit möglichen Herausforderungen ist entscheidend für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.

Vorbehalte gegenüber Ehrenamt

Manche Senior:innen fragen sich, ob ihre Kompetenzen noch gebraucht werden oder ob sie die Anforderungen erfüllen. Darüber hinaus kann es Unsicherheiten geben, wie hoch der zeitliche Aufwand tatsächlich ist.

Lösung: Niedrigschwellige Angebote und persönliche Gespräche helfen, Ängste zu nehmen und realistische Einblicke in die Aufgaben zu vermitteln. Vor allem das Aufzeigen konkreter Tätigkeitsprofile und Erfolgserlebnisse anderer Ehrenamtlicher kann motivierend wirken.

 

Wertschätzung und Anerkennung

Werden Ehrenamtliche als selbstverständlich wahrgenommen oder fehlt die Würdigung ihrer Arbeit, sinkt die Motivation. Gerade ältere Menschen, die viel Engagement und Herzblut investieren, wünschen sich eine respektvolle Atmosphäre, in der ihre Leistungen sichtbar sind.

Lösung: Eine Kultur der Wertschätzung und regelmäßige Anerkennung sind entscheidend. Das muss nicht teuer sein: Ein offenes Dankeschön im Alltag, kleine Feiern oder Dankesbriefe schaffen Verbundenheit und zeigen, dass der Einsatz nicht übersehen wird.

 

Veraltete Bilder vom Alter und fehlende Vielfalt

Wenn in einer Organisation unbewusste Klischees über „rüstige Rentner:innen“ oder „hilfsbedürftige Senior:innen“ vorherrschen, fühlen sich ältere Ehrenamtliche möglicherweise nicht ernst genommen. Dieses „Schubladendenken“ kann Talente ausbremsen.

Lösung: Eine bewusste Auseinandersetzung mit Altersbildern ist hilfreich. Workshops oder interne Sensibilisierung können zu einem realistischen, wertschätzenden Verständnis beitragen. Wichtig ist, die Diversität älterer Menschen anzuerkennen und ihnen eigenverantwortliches Handeln zuzutrauen.

 

Langfristige Bindung trotz Wandel

Lebensumstände ändern sich, beispielsweise durch familiäre Verpflichtungen oder gesundheitliche Aspekte. Manchmal ziehen Senior:innen für ihren Ruhestand an einen anderen Ort.

Lösung: Flexibilität und ein offenes Ohr für veränderte Bedürfnisse helfen, das Engagement aufrechtzuerhalten. Wer sich wertgeschätzt fühlt und merkt, dass die Organisation Rücksicht auf individuelle Lebenslagen nimmt, bleibt häufiger länger dabei oder engagiert sich vielleicht an einem neuen Wohnort weiter.

 

Ausblick: Gemeinsam Chancen im Ehrenamt wahrnehmen

Die Einbindung von Senior:innen ins Ehrenamt lohnt sich für alle Beteiligten. Organisationen profitieren von den vielfältigen Kompetenzen, dem reichhaltigen Erfahrungsschatz und der Motivation älterer Menschen. Gleichzeitig bietet das Engagement Senior:innen eine Chance, weiter dazuzulernen, ihre Expertise weiterzugeben und soziale Kontakte zu pflegen.

Wichtig ist, von Anfang an eine wertschätzende Kultur zu leben, die unterschiedliche Stärken und Interessen anerkennt. Mit einer zielgerichteten und persönlichen Ansprache, flexiblen Engagementformen und einer strukturierten Begleitung lassen sich Hemmschwellen abbauen und die vielfältigen Potenziale älterer Ehrenamtlicher nutzen. Wenn Senior:innen sich willkommen fühlen und das Gefühl haben, ihre Erfahrungen und Ideen werden ernst genommen, entsteht ein tragfähiges Fundament für eine langfristige und inspirierende Zusammenarbeit.

Eine ältere Frau gießt mit einem Gartenschlauch eine Anzuchtschale mit Erde in einem Gewächshaus oder einer Gärtnerei. Sie trägt eine warme Weste über einem karierten Hemd sowie Gartenhandschuhe. Im Hintergrund kümmert sich ein älterer Mann um Pflanzen in Töpfen. Die Umgebung ist geprägt von Holzregalen, Pflanzgefäßen und Arbeitsmaterialien, was eine engagierte, gemeinschaftliche Atmosphäre der Gartenarbeit vermittelt.

Unsere Materialien

Hier finden sie Lernvideos sowie Broschüren und Positionspapiere, die Sie über das Bestellformular unten kostenlos bestellen können.

Unsere Verantaltungen

Entdecken Sie die Workshops und Vorträge der Servicestelle zu den Themen Bildung und Lernen im Alter. Melden Sie sich zu den kommenden Veranstaltungen an oder stöbern Sie in den Dokumentationen vergangener Events, die Ihnen jederzeit zur Verfügung stehen.

Unsere Materialsammlung

Unsere umfangreiche Materialsammlung bündelt übersichtlich Ressourcen verschiedenster Bildungsanbieter und stellt Ihnen eine Vielzahl von Materialien rund um Bildung im Alter zur Verfügung, die Sie bei der Umsetzung Ihrer Projekte unterstützen. Ob Handreichungen, Methoden, Praxisbeispiele oder Fachartikel – durchstöbern Sie die Inhalte und lassen Sie sich für Ihre Arbeit inspirieren.

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