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Alte Frau malt ein Bild

Nachricht vom 14. April 2023

Warum braucht es kulturelle Bildung im Alter?

Der erste Schwerpunkt der Servicestelle „Bildung und Lernen im Alter“ zum Thema kulturelle Bildung im Alter ist gestartet. Daher möchten wir uns zunächst der Frage widmen, was wir eigentlich unter dem Begriff der „kulturellen Bildung“ verstehen und warum sie auch im hohen Alter noch ein wichtiges Thema mit hohem Nutzen für die persönliche Entwicklung und die Gesellschaft ist. Während dieses Schwerpunktes möchten wir außerdem Konzepte, Ideen, Anlaufstellen, Projekte und Links mit Ihnen teilen, die Sie zum Thema kultureller Bildung für ältere Menschen beraten, sie finanziell & ideell unterstützen oder ein Vorbild sein können. Los geht es nun aber mit der wichtigsten Frage:

 

Was ist kulturelle Bildung?

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Erklärvideo • Was ist kulturelle Bildung? • Persönlichkeitsentwicklung in Kindergärten und Schulen • – YouTube (Quelle: Bundesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ))

Kulturelle Bildung umfasst den Prozess des Lernens und der Auseinandersetzung des Menschen mit sich selbst, seiner Umwelt und der Gesellschaft mithilfe von Kunst und Kultur.

Sie findet statt, wenn Menschen sich künstlerisch oder spielerisch mit Objekten und Themen beschäftigen, wenn sie auf diesem Weg die Welt begreifen oder nach ihren Vorstellungen verändern und mitgestalten. Wenn sie über ihre Wahrnehmung sprechen und mit anderen Menschen über Positionen in Verhandlung treten. Kulturelle Bildung passiert nicht nur theoretisch: an ihr ist oft der ganze Körper, die Gefühle und der Verstand beteiligt. Dabei ist es unwichtig, in welchem Kontext und durch welche Ausdrucksform kulturelle Bildung auf uns einwirkt. Im Ergebnis bedeutet kulturelle Bildung die Fähigkeit zur erfolgreichen Teilhabe an kulturbezogener Kommunikation, mit positiven Folgen für die gesellschaftliche Teilhabe insgesamt.

Kulturelle Bildung ist nicht an bestimmte „Einrichtungen“ gebunden, sondern findet an unterschiedlichen Orten und in verschiedensten Formen statt.  Bei einigen Einrichtungen gehört die kulturelle Bildung zu den zentralsten Aufgaben (z. B. Theater & Opernhäuser, Museen, Musikschulen, Kulturzentren & Kulturvereine, Bibliotheken, Radio & Fernsehen, etc.). Sie findet aber auch in vielen anderen Bereichen, Angeboten oder Initiativen statt (in Altenheimen, offenen (Senioren-)Treffs, Mehrgenerationenhäusern, beim Spielen mit den Enkelkindern, beim Lesen zuhause oder im Internet). Organisiert werden diese Angebote häufig von Initiativen & Vereinen, aber auch von Privatpersonen & Interessierten an dem Thema.

Beispiele für kulturelle Bildungsangebote gibt es also viele:

  1. im Sport-Verein bei einem gemeinsamen Ausflug in eine bestimmte Umgebung
  2. im Chor durch die Musikauswahl und die gemeinsamen Proben
  3. in einem Kurs zu kreativem Schreiben im Mehrgenerationenhaus um die Ecke
  4. bei einem internationalen Kochkurs mit anderen Menschen aus der Nachbarschaft
  5. im Internet bei einem Selbstlernkurs zum Thema Digitalfotografie

Angebote kultureller Bildung haben oft einen spielerischen Charakter und sollen Freude bereiten. Sie knüpfen dabei an bereits vorhandene Stärken und Interessen an, um Neues zu lernen und beeinflussen so unsere Persönlichkeit mit. Sie können aber auch neue Perspektiven aufzeigen und unsere Kreativität anregen. Einige Menschen brauchen dabei viel Bewegung und Abenteuer, andere beschäftigen sich lieber ruhiger mit einem Thema. Damit alle etwas finden, dass sie interessiert, braucht es vielfältige Anbieter und Angebote.

 

Warum ist kulturelle Bildung auch im Alter noch wichtig?

Auch wenn im Video vor allem die Zielgruppe Kinder und Jugendliche angesprochen wird, so hat kulturelle Bildung auf ältere Menschen die gleichen Effekte: Die Forschung zeigt längst: auch im Alter können wir uns verändern und entwickeln. Unsere Persönlichkeit ist nicht irgendwann festgeschrieben, sondern abhängig von unserer Umwelt, unseren gesellschaftlichen Rollen und den Menschen, mit denen wir uns umgeben. Folglich kann kulturelle Bildung Türen öffnen, die eigene Persönlichkeit auch im Alter noch zu erforschen und zu erweitern. Auch neue Fähigkeiten können mithilfe von kultureller Bildung im Alter spielerisch erlernt und ganz nebenbei soziale Kontakte vertieft und erweitert werden. Darum wollen wir Sie hier nochmal auf die Argumente aufmerksam machen, die unserer Meinung nach für mehr kulturelle Bildung im Alter sprechen:

1

Eigene Stärken erkennen und entwickeln

Wenn ältere Menschen an Angeboten der kulturellen Bildung teilnehmen, können sie Stärken und Fähigkeiten an sich entdecken und entwickeln, die ihnen vielleicht noch gar nicht bewusst sind. Sich selbst als lernfähig, erfinderisch und wirksam zu erleben, fördert den Mut, sich auch im Alter noch neuen Herausforderungen zu stellen, statt Veränderungen passiv hinzunehmen. Kulturelle Bildung stärkt das Vertrauen in die eigenen Möglichkeiten.

2

Persönlichen Interessen nachgehen

Angebote kultureller Bildung bieten Senioren und Seniorinnen die Gelegenheiten, individuellen Fragen und Interessen nachzugehen und Themen zu vertiefen, die sie beschäftigen. Sie machen die Erfahrung, dass lernen Spaß machen kann und nichts mit Prüfungssituationen oder Druck zu tun haben muss. Sie erleben Bildung und Lernen als etwas Schönes, das sie selbst gestalten und verantworten können.

3

Analoge und digitale kulturelle Ausdrucksformen nutzen können

Kulturelle Bildung ermöglicht das Kennenlernen, das Erproben, Erlernen und Vertiefen kultureller Ausdrucksformen. Diese verändern sich stetig, nicht nur durch Digitalisierung und digitale Kommunikationsformen. In der Praxis kultureller Bildung können ältere Menschen in analogen und digitalen Welten experimentieren, sie erkunden und verknüpfen. So kann verhindert werden, dass Menschen in einer sich rasch verändernden Welt angehängt werden.

4

Perspektiven wechseln

Kultur, Kunst, Spiel und ästhetische Erfahrungen bieten die Chance, die Welt aus neuen Blickwinkeln zu betrachten. So erfahren ältere Menschen, dass es bereichernd sein kann, Gewohntes zu hinterfragen und ungewohnte Perspektiven einzunehmen. Und dass es zu einer Frage verschiedene Antworten und für ein Problem unterschiedliche Lösungen geben kann. Kulturelle Bildung trägt so dazu bei, unterschiedliche Perspektiven einnehmen und sich eine eigene kritische Meinung bilden zu können.

5

Unterschiedlichkeit als Normalität erleben

In Angeboten der kulturellen Bildung können ältere Menschen ihre individuellen Sichtweisen zeigen. Sie können sich selbst und anderen, wie sie sich und die Welt erfahren und was sie darüber denken. In einem kreativen und offenen Umfeld können unterschiedliche Perspektiven, Hintergründe und kulturelle Prägungen thematisiert und so Vorurteile abgebaut werden.  So lassen sich kulturelle, generationale oder soziale Unterschiede leichter überbrücken.

6

Die eigene Identität und Meinungen hinterfragen und verändern

Kulturelle Bildungspraxis bietet Gelegenheiten, Rollen, Identitäten und Positionen zu wechseln, zu entwickeln und auch infrage zu stellen. In der Auseinandersetzung mit anderen Lebensentwürfen entstehen neue Perspektiven. Ältere Menschen setzen sich gemeinsam mit anderen spielerisch und künstlerisch mit sich und der Welt auseinander und entwickeln eine eigene Haltung. Sie schaffen etwas, das für sie Bedeutung hat, teilen es mit anderen und machen eigene Standpunkte öffentlich sichtbar.

7

Teilhabe an gesellschaftlichem Leben

Durch kulturelle Bildung können ältere Menschen aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und sich in ihrem Umfeld engagieren. Sie haben die Möglichkeit, sich in kulturellen Projekten einzubringen, Ausstellungen oder Aufführungen zu besuchen oder selbst künstlerisch aktiv zu werden. Dies fördert das soziale Miteinander, erweitert den Horizont und ermöglicht neue Begegnungen und Kontakte.

8

Kulturelles Erbe bewahren

Kulturelle Bildung ermöglicht älteren Menschen auch die Auseinandersetzung mit ihrem eigenen kulturellen Erbe. Sie können ihre eigene Geschichte und Traditionen bewahren, pflegen und weitergeben. Dies fördert das Bewusstsein für die eigene kulturelle Identität und stärkt das Selbstwertgefühl und die Zugehörigkeit.

9

Gesundheitsförderung und Prävention

Kulturelle Bildung hat auch positive Auswirkungen auf die Gesundheit älterer Menschen. Durch kreative Aktivitäten werden kognitive Fähigkeiten gefördert, die motorische Koordination verbessert und die geistige Beweglichkeit bleibt erhalten. Zudem kann kulturelle Bildung als Präventionsmaßnahme gegen körperliche und geistige Erkrankungen im Alter dienen, indem sie soziale Isolation verhindert und die geistige Aktivität fördert.

10

Die Welt verändern & selbstwirksam sein

Kulturelle Bildung und Kulturprojekte ermöglichen älteren Menschen, sich kritisch und kreativ mit dem eigenen Selbstverständnis, kulturellem Erbe, der aktuellen gesellschaftlichen Situation und mit Zukunftsperspektiven auseinanderzusetzen. Ältere Menschen werden so ermutigt, Visionen zu entwickeln und im alltäglichen Leben gesellschaftliche Entwicklungen mitzugestalten. Sie können so nachhaltig erleben, dass Alter kein Grund ist, nicht mehr aktiv zu werden und sich zu engagieren.

 

Quellen:

Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ)): Was ist Kulturelle Bildung? | Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V. (BKJ) (Stand vom 13.04.23)

Ermert Karl (2009), Bundeszentrale für Politische Bildung, Was ist kulturelle Bildung; Was ist kulturelle Bildung? | Kulturelle Bildung | bpb.de (Stand vom 13.04.23)

Praxisbeispiele

Lernen Sie von den praktischen Erfahrungen anderer und lassen Sie sich inspirieren. Wir zeigen Ihnen verschiedene Beispiele, wie Bildung im Alter gelingt.

Übersicht der Praxisbeispiele - interner Link Öffnet den Link in einem neuem Fenster

 

 

Wussten Sie schon?

Nicht für die Schule, fürs Leben lernen wir! Dieser Satz geht auf den Philosophen Seneca zurück, der vor über zweitausend Jahren lebte. Es ist erstaunlich, dass dieses Thema in den Schulen immer noch brandaktuell ist.

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