Digitale Bildung mit Senioren und jungen Geflüchteten

Projektbeschreibung

Über das Projekt:

Initiiert wurde das Projekt „Digitale Bildung mit Senioren und jungen Geflüchteten“ von Michael Doh, einem Gerontologen der Heidelberger Universität. Es begann 2017 als Pilotprojekt im Seniorenzentrum in Heidelberg-Bergheim mit einem Erzählcafé, das von Studierenden moderiert wurde.

Das Leuchtturm-Projekt hat zum Ziel, einen intergenerativen und interkulturellen Dialog zwischen älteren Menschen und jungen Geflüchteten mittels Einsatz digitaler Techniken zu fördern. In angeleiteten Gesprächsrunden zu Themen wie z. B. Migration und Heimat, Altersbilder, Religion, Kunst und Musik tauschen sich die Teilnehmenden aus. Dabei stehen den Teilnehmenden auch Tablets zur Verfügung, die sie für gemeinsame Aktivitäten nutzen können. So erlernen die Seniorinnen und Senioren informell die Nutzung von Tablets und die Geflüchteten können die Tablets nutzen, um ihre Deutschkenntnisse zu verbessern.

Das lief im Projekt:

Älteren Menschen, viele von ihnen aus dem Stadtteil, treffen sich einmal pro Woche in der offenen Begegnungsstätte mit jungen Geflüchteten, um sich auszutauschen. Im Laufe der Zeit entwickelte sich eine feste Gruppe aus 8 bis 10 Geflüchteten und 10 bis 15 Älteren. Durch die Anschaffung von Tablets ergaben sich neue Möglichkeiten, z. B. für einen YouTube-Nachmittag oder Google-Reisen. Mittlerweile werden die Aktivitäten der Gruppe von zwei Geflüchteten geleitet.

Im Oktober 2018 bekam das Projekt Besuch vom SWR, die einen Beitrag über die Projektarbeit im Fernsehen veröffentlichten.

Unter Leitung von Dr. Michael Doh fand ein intergenerationelles Theatergespräch in Kooperation mit der Theaterwerkstatt Heidelberg statt. Es waren über 30 Seniorinnen und Senioren und Geflüchtete anwesend. Ein älterer Schauspieler und eine jüngere Schauspielerin stellten verschiedene Situationen aus dem Alltag dar, in denen jüngere und ältere Menschen aufeinander treffen. Im Anschluss jeder Szene konnten Zuschauende und Schauspielende ihre Erfahrungen austauschen.

Ein Geflüchteter und eine ältere Frau lächeln in die Kamera.
© Foto: Seniorenzentrum Heidelberg-Bergheim

Das Ergebnis:

Beide Seiten profitierten sehr stark voneinander, so die Beobachtung des Gerontologen Michael Doh: „Die Jungen haben einen Respekt vor dem Alter, der kommt wirklich von Herzen. Es ist ihnen gelungen, 80-Jährige, die überhaupt keine Lust auf digitale Technik hatten, da heranzuführen – alle nutzen inzwischen das Tablet, und sie haben eine Threema-Gruppe gebildet, um sich im Alltag auszutauschen.“

Umgekehrt helfen die Seniorinnen und Senioren den Geflüchteten, ihre Deutschkenntnisse zu verbessern: „Die Geflüchteten schreiben die Anekdoten, die erzählt werden, auf dem Tablet auf. Und die Älteren korrigieren es dann. Außerdem bekommen die Jungen durch die Treffen natürlich auch Quartierserfahrung mit,“ berichtet Doh, der mittlerweile nur noch beratend im Hintergrund tätig ist.

Weitere Erfahrungsberichte finden Sie in einem Beitrag zum Europäischen Filmfestival der Generationen 2018 in SWR Aktuell - externer Link Öffnet den Link in einem neuem Fenster .

Die schönsten Leuchtturm-Erfahrungen:

Am schönsten sei das, was ganz nebenbei liefe. Der Austausch von Sprache und Kultur und das Interesse daran auf beiden Seiten sei überragend. Die digitalen Medien seien dabei eine große Unterstützung. Über die Tablets ließen sich ganz einfach nebenbei Wörter in die deutsche oder arabische Sprache übersetzen. „Die Älteren wollten über unser Leben sprechen. Wir haben daher die Idee gehabt, ein kleines Interview mit den Tablets zu produzieren. Das wurde dann ausgedruckt und wir Geflüchteten haben die Fragen dann beantwortet. So übten wir auf Deutsch zu schreiben“, berichtet Imad Ismael, der Projektkoordinator. „Wir sprechen in kleinen Gruppen über unsere Heimat. Dabei nutzen wir die Geräte und zeigen über Google-Earth, wo wir herkommen.“

Schön zu sehen sei auch, dass sich einige Seniorinnen und Senioren eigene Tablets gekauft und somit über das Projekt den Weg in die digitale Welt geschafft hätten.

Organisation und Ziele

Die Abkürzung VbI steht für „Verein zur beruflichen Integration und Qualifizierung e.V.“ Seit 2000 sind wir ein Beschäftigungsträger und sozialer Dienstleister, der in der Stadt Heidelberg und im Rhein-Neckar-Kreis tätig ist. Unser Ziel ist die berufliche und soziale Integration von Menschen, die auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt benachteiligt oder nur schwer vermittelbar sind. Durch unsere verschiedenen Beratungen, Maßnahmen und Projekte qualifizieren und fördern wir Teilnehmende und unterstützen somit den Zugang zum allgemeinen Arbeitsmarkt. Wir sind gemeinnützig und parteipolitisch und konfessionell unabhängig. Wir setzen uns für eine sozialere und gerechtere Gesellschaft, sowie für die Teilhabe ausgegrenzter Menschen wie Langzeitarbeitslosen oder Menschen mit Beeinträchtigungen ein.

Projektverantwortung: Vbi e.V. - Seniorenzentrum Bergheim

Projektlaufzeit: seit 09/2018

Ansprechperson: Michael Ganz

E-Mail: kontakt@vbi-heidelberg.de

Telefon: 06221-970368

Adresse: Alte Eppelheimer Str. 38, 69115 Heidelberg

Kategorie: Internet und Technik

Bundesland: Baden-Württemberg

Zielgruppe: Migrantinnen und Migranten


Zur Website für weitere Informationen (externer Link)

Wussten Sie schon?

Wie viele Nervenzellen hat das Gehirn? Erwachsene haben über 100 Milliarden Nervenzellen und jede dieser Nervenzellen hat zwischen tausend und zehntausend Verbindungen, sogenannte Synapsen, zu anderen Nervenzellen. Das Gehirn speichert so das Gelernte ab.

Quelle: Fotolia 78707112, fotolia.de | fotomek
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